Die stillen Chefinnen der Gehweg
- Christoph

- 21. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Ich war heute spazieren. Einfach so, ohne Ziel, ohne große Absicht. Ein bisschen frische Luft, ein bisschen Kopf frei nach einem Termin – du kennst das.
Und dann kam sie.
Die Katze.
Nicht irgendeine Katze.
Sondern eine dieser selbsternannten Gebietschefinnen, die schon aus zehn Metern Entfernung entscheiden, ob du heute eine gute Energie hast… oder ob du dich bitte wieder vom Grundstück entfernen darfst.
Sie sitzt da.
Mitten am Randstein.
Mit dem Gesichtsausdruck von: „So, Freundchen. Was bringst du heute mit? Charme? Respekt? Ein akzeptables Maß an Demut?“
Ich bleibe stehen.
Sie blinzelt.
Ich blinzle zurück.
Sie blinzelt nochmal.
Ich werte das als Erfolg.
Und dann – dieser Moment.
Dieser winzige, wortlose Augenblick, in dem eine Katze innerlich beschließt:
„Gut. Der darf heute existieren.“
Sie kommt näher.
Langsam. Misstrauisch. Elegant, als würde sie über imaginäre Wolken schreiten.
Ich sag: „Hallo.“
Sie sagt natürlich nichts.
Katzen sprechen nicht. Sie urteilen.
Sie schnuppert an meiner Hand, sieht dann an mir hoch, als würde sie meine gesamte Lebensführung prüfen, und entscheidet:
Okay, der ist harmlos.
Und zack – da setzt sie sich neben mich.
Als hätten wir ein gemeinsames Ritual.
Als würden wir uns schon ewig kennen.
Ganz kurz gehört mir die Welt – und ihr natürlich auch. Wahrscheinlich mehr ihr als mir.
Es ist faszinierend, wie Katzen diese Macht haben.
Der Tag kann turbulent sein, der Kopf voll, der Kalender unmöglich.
Und dann begegnet dir so ein vierbeiniger Zen-Meister, der dich ansieht, als wollte er sagen:
„Atme. Du bist nicht so wichtig, wie du glaubst.
Aber du bist auch nicht unwichtig.
Du bist… akzeptabel. Und das ist für heute genug.“
Und irgendwie tut das gut.
Nach einer Minute steht sie auf.
Schnuppert kurz an meiner Schuhspitze.
Dann spaziert sie davon.
Ganz majestätisch.
Ohne Abschied, ohne Drehung, ohne Dank.
Katzen verabschieden sich ja nicht – sie schließen Kapitel.
Ich bleibe zurück, lächle und denke:
Manchmal braucht es nur 30 Sekunden Katzendiplomatie, um wieder ein bisschen freundlicher zu sich selbst zu werden.
Ich sag, wie’s ist:
Wenn jede Begegnung so ehrlich, still und eindeutig wäre wie die mit einer Katze – wir wären wahrscheinlich alle viel entspannter. Und! Ich mag Hunde😂



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