Drei Männer, ein Aufzug und ein Thema. Na Bravo
- Christoph

- 3. Dez.
- 2 Min. Lesezeit

Manchmal entstehen die besten Geschichten nicht in Bars, nicht auf Partys, nicht auf irgendwelchen Veranstaltungen – sondern einfach davor. Zum Beispiel, wenn ein Deutscher, ein Türke und ein Österreicher auf einen Aufzug warten.
Und nein, das ist nicht der Beginn eines Witzes. Obwohl … eigentlich doch.
Drei Männer, drei komplett unterschiedliche Typen:
Einer so IT-sattelfest, dass er vermutlich selbst einen Drucker zum Meditieren bringen könnte.
Einer, bei dem das Wort „Lebemann“ nicht metaphorisch gemeint ist, sondern eher eine Art Berufsbezeichnung.
Und der dritte – sagen wir: ein wandelndes Überraschungsei mit menschlichem Antlitz. Drei Facetten. Mindestens.
Wir kennen uns noch nicht ewig, aber irgendwie harmoniert diese Kombination. Vielleicht, weil die Unterschiede größer sind als die Gemeinsamkeiten. Oder gerade deshalb.
Also standen wir bei einem oder besser gesagt 3 Getränken, Pernod, Schnaps und Cola Zero. Aber: Jedenfalls: 21 Uhr war Schluss. Absolut legitim, denn die Altersklasse zwischen 38 und 56 definiert 21 Uhr als jene magische Zeit, in der man nicht zugeben will, dass man müde ist – es aber ist.
Und außerdem müssen mindestens zwei von drei am nächsten Tag arbeiten.
(Und wer genau das „mindestens“ ist, verrate ich nicht.)
So stehen die drei also beim Aufzug. Kein Alkohol mehr vor sich, aber dafür plötzlich ein Thema, das so unerwartet kam, dass selbst der Aufzug kurz zögerte. Ich habe keine aber auch keine Ahnung wie wir zu diesem Thema kamen. Ich würde es schreiben!
Dr. Sommer.
Ja – der Dr. Sommer.
Der Mann (oder das Team), der in den Bravo-Heften unserer Jugend Dinge erklärt hat, die Eltern verschwiegen und Lehrer nicht erklären wollten.
Der uns damals beruhigte, dass man vom Küssen wahrscheinlich nicht schwanger wird.
Der uns sagte, was normal ist, was weniger normal ist, und was „kommt drauf an“ bedeutet.
Und jetzt stehen da drei erwachsene Männer, die schon alles Mögliche erlebt haben, und reden über eine Jugendrubrik aus Papier, die früher unter der Bettdecke gelesen wurde – mit Taschenlampe und der Angst, dass jemand reinkommt.
Warum?
Vielleicht, weil man irgendwann im Leben an den Punkt kommt, an dem es völlig egal ist, wie alt man ist:
Ein kleines Stück Unsinn passt immer.
Ein kleines Stück Nostalgie ebenso.
Jeder gab dann kurz seine Dr.-Sommer-Anekdote zum Besten – einer lachte verlegen, einer grinst über beide Ohren, einer hob nur die Augenbrauen.
Es war ein kurzer Moment, nur ein paar Sätze, aber irgendwie warm, ehrlich und komplett aus dem Nichts.
Und dann – Ping.
Der Aufzug kam.
Die Tür ging auf.
Und als wäre nie etwas gewesen, war das Thema weg.
Verschluckt vom Aufzugschacht.
Vielleicht, weil manche Gespräche nur für Wartezonen gemacht sind.
Vielleicht, weil Dr.-Sommer-Geständnisse ein Ablaufdatum von exakt 12 Sekunden haben.
Oder vielleicht, weil drei erwachsene Männer plötzlich realisieren, dass sie gleich mit anderen Menschen im Lift stehen werden – und diesen Menschen unmöglich erklären könnten, warum sie gerade über Bravo-Ratgeber philosophieren.
Ich sag wie’s ist:
Manchmal passiert die beste Comedy im Leben genau dort, wo keiner zuhört.



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