Wenn Menschen meine Texte lesen müssten
- Christoph

- 22. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Heute hätte ich zu einem ganz bestimmten - mir und vermutlich für uns alle - wichtigen Thema zum ersten Mal einen Text wirklich vorgeschrieben und jetzt ist er weg. Irgendwo gelöscht. Muss ich neu schreiben.Vielleicht für morgen. Und dann hätt ich noch so viel was heute passiert ist....😀 Und jetzt habe ich nur generell über Texte nachgedacht...😂
Manchmal – wenn ich meine eigenen Texte nochmal lese – muss ich an meine Schulzeit denken.
Genauer gesagt an den Deutschunterricht.
An diese legendären Schularbeiten, bei denen man plötzlich einen Text interpretieren sollte.
Meistens war das irgendein Gedicht, in dem es um Liebe, Vergänglichkeit oder Herbstlaub ging, und ich saß da, mit meinem karierten Heft,
und dachte:
„Ich weiß nicht, was der Dichter uns sagen will, aber vermutlich war ihm einfach langweilig.“
Heute, viele Jahre später, muss ich ein bisschen schmunzeln.
Denn manchmal frage ich mich:
Was würde eigentlich passieren, wenn jemand eine meiner Geschichten in so einer Schularbeit interpretieren müsste?
Ich stelle mir das ganz bildlich vor:
Eine Schülerin sitzt da, Kugelschreiber im Anschlag,
liest einen meiner Texte und denkt sich:
„Was meint der Mann da eigentlich mit Eichhörnchen, Zufriedenheit und Gin Tonic?“
Und während sie noch überlegt, was „die tiefere Bedeutung“ sein könnte,
blättert der Sitznachbar schon weiter und schreibt sicherheitshalber:
„Der Autor will uns sagen, dass das Leben ein Prozess ist.“
Punkt. Zehn von fünfzehn Punkten.
Nein, ein Dichter bin ich nicht.
Nicht mal annähernd.
Vermutlich tauge ich nicht mal zum Lokaljournalisten,
der schreibt, dass Tante-Emma-Läden aussterben
und das schade findet – natürlich in Absprache mit der Chefredakteurin,
die diesen Job auch nur nebenberuflich macht,
weil sie eigentlich Yogalehrerin ist.
Und doch – manchmal wäre es cool doch wenn jemand meine Texte liest,
nicht, um sie zu „verstehen“,
sondern einfach, um kurz in ihnen zu verweilen.
So wie man an einem Sonntagabend durchs Fenster schaut
und sich denkt: „Schön, dass es gerade so ruhig ist.“
Zwischen den Zeilen steht bei mir nie DAS große Geheimnis.
Aber manchmal ein kleines Augenzwinkern,
eine Erinnerung, ein Gedanke,
den man vielleicht für drei Sekunden mitnimmt,
oder – noch besser –
über den man so lachen muss,
dass das Gegenüber irritiert fragt:
„Was hast du da gerade Amüsantes entdeckt?“
Dann, finde ich,
hat ein Text genau das getan, was er soll –
einen Moment heller gemacht.
Ich glaube, die wahre Kunst liegt gar nicht im Interpretieren.
Sie liegt im Hinschauen.
Im kurzen Innehalten.
Im Sich-etwas-mitnehmen, auch wenn es nur ein winziger Gedanke ist.
Auch wenn es aus meine subjektiven Empfinden kommt.
Und wenn ich nach 172 Texten in Serie nur einen Menschen erreicht habe,
nur einen, der sich gedacht hat:
„Ja, genau so fühl ich das auch“
oder eben laut losgelacht hat,
dann, glaube ich,
hab ich mehr erreicht als mit jeder Headline,
die jemals für Klicks, Likes, Werbepreise oder Reichweite geschrieben wurde.
Ich sag, wie’s ist:
Wenn das keine Interpretation wert ist –
dann weiß ich auch nicht.😉



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