Kann Realität ein Klischee sein?
- Christoph

- 23. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Was für ein Sonntag. Zuerst das Meeting mit der Polizei und dann das. Ich stand auf der Straße, wartend, ins Handy vertieft – und dann passierte es. Und wenn ich einen nicht allzu guten Tag habe..und man mich so angeht, dass ich nur einen Teil davon wiedergeben kann, dann eskaliert es verbal.....
Jedenfalls: Hinter mir parkt jemand ein.
Sehr knapp.
So knapp, dass er mein Bein tuschiert. Nicht dramatisch, aber deutlich genug für ein richtiges „Aua!“.
Er bemerkt es. Oder seine Einparkhilfe. Oder beide gleichzeitig.
Ich drehe mich um – irgendein Sportwagen ich kenn mich da nicht aus oder hab nicht so genau geschaut – So ein Auto, das schon im Stehen „Ich möchte meinen Fahrer wichtiger machen als er ist“ flüstert.
Und dann steigt er aus.
Ein älteres Kaliber, graue, etwas vielleicht auch gefärbte längere Haare, hinten zu einem zarten Zopf gebunden. Bis zu mir die Punsch- oder Lieblingsweinwolke. Der Typ, der vermutlich jeden Tag denselben Spruch sagt: „Was interessieren mich Andere. Früher war alles besser....“
Er: „Schaun’s nicht so blöd. Is eh nix passiert.“
Ich: „Aha… coole Ansage… Vielleicht fangen wir mal mit einer Grußformel an. Guten Tag..Verzeihung!“..oder so.
Er: „Naja, wird schon nix passiert sein."
Ich: „Bitte??? Sind Sie Hellseher? Arzt? Oder mensch-umfahr-geprüft?“
In diesem Moment öffnet sich die Beifahrertür – und da steigt sie aus.
Eine deutlich jüngere Dame, im Vergleich zum Fahrer fast… sagen wir: viel neueren Baujahrs.
Sie: „Na geh… ist was passiert? Es ist so kalt.“
Er: „Geh schon mal rein und bestell dir was. Ich regel das mit dem da.“
Ich: „Mit dem da? Meinen Sie mich?“
Er: „Wen sonst?“ (irgendein Schimpfwort war noch dabei)
Alarmglocken und schlechter Tag bis jetzt. Zuerst anfahren und dann das Verhalten?
Zopf-Typ hat unterschätzt, dass ich zumindest rhetorisch Winterreifen draufhabe.
Denk mir: "Schieß ins Blaue du wirst sicher treffen!"ungerecht vielleicht aber irgendwie auch gerechtfertigt.
Ich: „Lassen Sie’s. Wird schon nicht schlimm sein. Außerdem – lassen Sie Ihre Tochter nicht allein im Lokal stehen. Ist nicht höflich.“
Ich wusste GENAU, was jetzt kommt.
Und BOOM – er liefert und das zu 100%
Er: „Das ist nicht meine Tochter. Das ist Meine“
Ich: "Na geh! Wirklich? Naja wo die Kohle hinfällt oder wie sagt man. Ist ja Ihre!"
Stille.
Und bevor er noch seinen nicht allzu großen Wortschatz bedienen kann, setze ich noch einen drauf – eh klar.
Ich: „Gehen Sie einfach. Nutzen Sie Ihre Zeit. Denn auch als Sugardaddy lebt man statistisch nicht länger als andere. In Österreich werden wir Männer im Schnitt 79,8 Jahre. Also rein da – nutzen Sie Ihre Zeit!“
Der Blick. Unbezahlbar.
Er wirkt, als hätte ich ihm gerade erklärt, dass in Zukunft die PS eines Autos mit dem Alter des Fahrers nach oben abgeriegelt werden.
Er bekommt Schnappatmung, vermutlich, weil er sprachlich gerade komplett im Niemandsland steht. (nicht geskriptete Texte fallen ihm vermutlich schwer)
Dann kehrt er zu Klassikern zurück:
Er: „Versager! Irgendwas! Arschloch!“
Ich: „Alles okay?“
Er: „Arschloch!“
Ich: „The truth is hard to take!?“
Er: „Was?, Wehleidiger Trottel.“
Ich: „Schön sprechen, passen Sie gut auf all ihr Gekauftes und ihr Ego auf und schönes Leben noch...
Und tiiiiiieeef einatmen.“
Ich drehe mich um und gehe. Er schimpft mir weiter nach...was, das kann man nicht schreiben...irre....
Na gut: An besseren Tagen hätte vielleicht gar nicht reagiert. An schlechteren hätt ich die Polizei hinzugezogen. (naja eher nicht😂)
Zu meiner Rechtfertigung, die ich wohl gar nicht brauche! Der Typ hat mich angefahren. Der Typ hat sich nicht mal entschuldigt und verhalten wie der letzte Abschaum. Außerdem hat diese menschlich und intellektuelle Weichbirne sowieso nur die Hälfte verstanden.
Und heute sag ich nicht „Ich sag wie’s ist“…
sondern frag mich vielmehr:
Kann Realität ein Klischee sein – oder sind Klischees einfach nur ehrlicher als die Menschen, die sie leben?



Kommentare