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Sonntag. Straße. Songs. Snacks.

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21.20 So spät irgendwo da draußen. Es gibt Sonntage, da gleitet man entspannt durchs Leben. Und dann gibt es Sonntage, an denen man im Auto sitzt und sich fragt, ob diese Autobahn nicht doch heimlich im Kreis gebaut wurde.


Ich fahre dahin, Kilometer um Kilometer, und irgendwie werden sie nicht weniger.

Das Navi behauptet zwar tapfer, alles wäre „im Plan“, aber ich schwöre, der Kilometerzähler grinst mich an, als wollte er sagen:

„Heute nicht, mein Schatz.“

Also braucht man Beschäftigung.

Erst Musik. Immer Musik.

Die Art von Playlist, die plötzlich Lieder ausspuckt, von denen man nicht einmal wusste, dass sie noch existieren.

Von „Power Ballade 1998“ zu „Sommerhit 2007“ innerhalb von 0,4 Sekunden – und aus irgendeinem Grund singe ich jedes einzelne Lied mit, als würde ich nächste Woche auf Tour gehen.


Dann der Podcast.

Crime. Natürlich Crime.

Weil nichts besser zu 130 km/h auf gerader Strecke passt als die Frage, warum jemand im Jahr 1987 an einem entlegenen See verschwunden ist.

Nach fünf Minuten bin ich emotional so tief in diesem Fall, dass ich aufpassen muss, nicht jeden parkenden LKW wie ein mögliches Indiz zu behandeln.


Und irgendwann kommt sie:

die Raststation.


Dieser magische Zwischenschritt des Lebens zwischen „Ich halte kurz“ und „Warum habe ich 18 Euro für Dinge gekauft, die ich nicht brauche?“


Ich gehe rein.

Hole Kaffee, der gleichzeitig heiß, bitter und existenziell ist.

Dazu vielleicht ein Sandwich, das so aussieht, als hätte es schon eine kleine Karriere hinter sich.

Aber egal – Sonntag, Auto, Hunger.

Das gilt als universelle Entschuldigung für alles.


Wieder auf der Straße fahren die Gedanken weiter.

Sie springen herum, als wäre mein Kopf ein Flipperautomat:


Was mache ich später noch?

Warum heißt es Rast-„station“, wenn man dort nie länger als 7 Minuten bleibt?

Haben die Leute im Podcast ihren Fall bald gelöst?

Hab ich eigentlich die Pflanzen zu Hause gegossen?

Und wie viele Kilometer sind das jetzt noch?

(Die Antwort: zu viele. Immer zu viele.)


Doch dann, irgendwo zwischen 120er-Zone, Kaffee-Restschluck und einem absurden Radiolied, das ich eigentlich gar nicht kenne, passiert etwas Wundersames:


Man lächelt.

Ganz einfach so.

Wegen der Gedanken, wegen der Ruhe der Bewegung, wegen dem Gefühl, dass der Tag gar nicht spektakulär sein muss, um irgendwie schön zu sein.


Ich sag, wie’s ist:

es ist 21.30 und ich hab noch 4 Stunden...

 
 
 

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