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Wir müssen reden.

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(Der wohl am wenigsten beruhigende Satz im gesamten Alphabet.)


Sobald jemand diesen Satz sagt, passiert in meinem Kopf Folgendes:


Ein inneres Orchester spielt plötzlich dramatische Filmmusik.

Trompeten, die den Weltuntergang ankündigen.

Ein Chor, der „Oooooooh nein!“ singt.

Und irgendwo ein kleiner imaginärer Praktikant, der hektisch Zettel sortiert und ruft:

„Was haben wir angestellt?!“

Dabei kann es am Ende völlig harmlos sein.

Manchmal bedeutet „Wir müssen reden“ einfach nur:

„Du hast meinen Joghurt gegessen.“

Oder:

„Ich hab eine neue Zimmerpflanze gekauft und brauche emotionale Unterstützung.“

Oder ganz klassisch:

„Ich habe eine Idee.“

(Spoiler: Das hat noch nie jemanden beruhigt.)


Der Mensch ist ja so:

Sagt jemand „Wir müssen reden“, denkt unser Gehirn nicht an ein nettes Gespräch.

Nein.


Es startet sofort eine PowerPoint-Präsentation namens:

„Alle möglichen Katastrophen – mit Diagrammen, Farbeffekten und Panikmusik“.

Dabei könnte man es auch entspannter sehen.

Vielleicht bedeutet dieser Satz ja nur:

„Ich will dir was sagen, und ich möchte, dass du es auch wirklich hörst.“

Oder:

„Ich mag dich, und darum rede ich gern mit dir.“

Oder ganz schlicht:

„Setz dich, ich brauche Publikum.“


Aber am Ende – seien wir ehrlich –

wenn jemand sagt „Wir müssen reden“, dann will man eigentlich nur zwei Dinge:

Eine Snackbox.

Eine Fluchtroute.

Denn dieser Satz hat die gleiche Energie wie eine E-Mail, die mit

„Bezüglich…“ beginnt.

Da weiß man einfach:

Das wird emotional mindestens ein Halbmarathon.


Und trotzdem:

Am Ende reden wir ja doch.

Manchmal ernst.

Manchmal chaotisch.

Manchmal so, dass man mitten im Gespräch nicht weiß, ob das jetzt tief ist oder völliger Unsinn.

Aber genau darin liegt ja der Zauber.

Reden kann verbinden.

Oder klären.

Oder auflösen.

Oder einfach nur zu einem guten Lacher führen.


Ich sag’s, wie’s ist:

Wenn heute jemand sagt „Wir müssen reden“…

dann sag ich:

„Gerne. Aber lass uns vorher kurz atmen –

damit nicht gleich wieder das Orchester anfängt.“


Und damit:

Habt einen wunderbaren Freitagabend.

Redet, wenn ihr wollt.

Oder lasst es.

Beides völlig okay.

 
 
 

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