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Normal gebe ich nichts auf Doppelnamen

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Es gibt Kaffeehäuser, die mag ich ganz besonders.

So besonders, dass sie gar keinen eigenen Namen brauchen. Die heißen einfach Café. Punkt. Fertig. Und wenn sie ganz speziell sind – so wie dieses, das ich so mag – dann heißen sie sogar noch ein bisschen mehr. Nämlich Café – Café. Ganz im Ernst: zweimal Café. Wie eine Markenverdoppelung, nur viel sympathischer. Ich habe noch nie nachgefragt, warum das so ist, weil ich jedes Mal, wenn ich hineingehe, so gut drauf bin, dass ich die Hälfte vergesse. Zum Beispiel, genau diese Frage zu stellen.


Heute war ich wieder dort.

Und morgen gehe ich auch hin.

Und übermorgen vermutlich auch… eigentlich jeden Tag, solange ich in der Gegend bin. Manche Orte fühlen sich ein bisschen so an wie ein Ladegerät für die Seele – man steckt sich hinein, wartet kurz, und zack, alles ist wieder auf 85 %.


Und dort gibt es diesen bestimmten Platz.

In der Ecke beim Fenster.

Sicht direkt auf die stille, fast meditativ unbefahrene Straße davor. Ein Tisch für genau eine Person – mich –, und dazu ein Fauteuil. Ein Fauteuil zum Reinlümmeln, Versinken, Denken, und vielleicht auch ein klein wenig zum Würde-vergessen. So gemütlich ist der.


Diesen Platz habe ich heute nicht vergessen.

Ich habe ihn mir gleich für morgen früh reserviert. Ein Cappuccino zum Tagesstart, so fluffig, dass man glaubt, der Milchschaum hätte ein Soft-Skill-Seminar besucht. Am Nachmittag dann einer dieser Toasts … die Sorte von Toast, die eigentlich ein eigenes Kapitel auf der Speisekarte verdient hätte. Und sollte ich am Abend zufällig wieder vorbeikommen – was höchst zufällig wahrscheinlich ist –, dann gönne ich mir einen Cocktail. So einfach ist das.


Solche Orte sind wichtig für Menschen.

Sie erden, sie öffnen, sie wärmen – und manchmal erinnern sie einen daran, dass kleine Dinge Großes können. Ein Platz, der dich erkennt, bevor du selbst weißt, wie dein Tag wird. So wie gutes Marketing: Wenn du oft genug hingehst, kennen sie irgendwann deinen Namen. Und das ist immer gut. Weil Wiedererkennung eine Form von Zuneigung ist.


Heute war übrigens eine lange Schlange vor dem Café. Keine Sorge, nicht für mich – noch nicht.

Aber man muss ja in den Köpfen bleiben, wenn man wahrscheinlich erst in einem Jahr wieder auftaucht. Ein freundliches Lächeln hier, ein charmantes „Bis morgen, wenn ich wieder in der Gegend bin“ dort – kleine Erinnerungsanker, die man zwischen Cappuccino und Cocktail streut, wie digitale Cookies, nur ohne Datenschutzbanner.


Und habe ich schon erwähnt, dass der Fauteuil blau ist?

Naja, genauer gesagt hellblau.

So wie ich es mag, wenn ich zwischendurch wieder einmal colorful sein möchte.


Ich sag, wie’s ist:

Solche Plätze sind kleine Alltagswunder, die man nicht googelt – man findet sie einfach, und dann bleiben sie. Und manchmal bleibt man selbst gleich ein bisschen mit.

 
 
 

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