Ein Kompliment.
- Christoph

- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit

Heute habe ich ein Kompliment bekommen.
Und obwohl man ja eigentlich sagt, man brauche so etwas nicht — hat es mich doch mitten ins Herz getroffen.
Ungeplant. Unerwartet. Und gerade deshalb irgendwie echt.
Ich war dort, wo ich zwei-, manchmal dreimal in der Woche bin.
Nichts Besonderes, kein Lieblingsort, kein Platz für große Geschichten.
Ein Tresen. Eine Theke. Menschen, die kommen und gehen.
Und dahinter eine Frau, die seit Jahren Tag für Tag lächelt, abkassiert, ein paar Worte wechselt – eine dieser Personen, die man unbewusst zur Gewohnheit des Alltags macht.
Ein vertrautes Gesicht im Strom der Gleichgültigkeiten.
Heute aber war es anders.
Heute sah sie mich kurz an, dann sagte sie:
„Darf ich Ihnen mal etwas sagen, was mir schon länger am Herzen liegt?“
Und da war er – dieser Moment.
Mein inneres Kopfkino sprang sofort an:
Oh weh. Was hab ich jetzt wieder gemacht?
Hab ich beim letzten Mal irgendwas Komisches gesagt?
Oder versehentlich jemandem den Parkplatz weggenommen?
Oder – mein persönlicher Klassiker – hab ich vielleicht wieder zu laut nachgedacht?
Mein Gehirn suchte hektisch nach einem Fehlverhalten,
während mein Gesicht tapfer so tat, als hätte ich alles im Griff.
Ein Lächeln, das irgendwo zwischen „interessiert“ und „leicht panisch“ lag.
Doch dann kam’s.
Ganz ruhig, ganz ohne Drama:
„Sie sind der einzige Mensch, von all den vielen, die ich hier jeden Tag sehe,
dem ich zu hundert Prozent glaube, wenn er beim Rausgehen sagt:
‚Ich wünsche Ihnen den besten Tag, den man haben kann.‘“
Ich war kurz sprachlos.
Weil das, was sie sagte, so einfach war –
und gleichzeitig so selten.
Ich hab gelächelt, genickt, irgendwas gemurmelt wie „das ist lieb von Ihnen“ –
aber in Wahrheit war ich völlig aus dem Takt.
Weil es mir klar wurde:
Vielleicht spürt man es tatsächlich,
wenn ich das sage.
Weil ich’s in dem Moment wirklich so meine.
Nicht als Floskel, nicht als Abschiedsformel,
sondern weil ich es jemandem wirklich wünsche –
dass der Tag ein guter wird.
Vielleicht, weil ich weiß, wie es sich anfühlt,
wenn einer nicht gut ist.
Und dann stand ich da,
mit diesem Kompliment im Gepäck,
und dachte mir:
Wie schön, dass man manchmal gar nichts Großes tun muss,
um einem anderen Menschen aufzufallen.
Dass Echtheit keine Bühne braucht,
keinen Filter, keine Strategie.
Nur einen ehrlichen Satz, der beim Rausgehen hängen bleibt.
Und ja – ich hab’s mitgenommen.
Das Kompliment.
Einfach so.
Ohne es zu relativieren, ohne „ach das ist doch nichts“.
Ich hab es behalten, wie man einen schönen Stein vom Strand einsteckt –
nicht, weil er selten ist, sondern weil man ihn in genau dem richtigen Moment gefunden hat.
Ich sag, wie’s ist:
Heute war ich der, der den besten Tag hatte, den man haben kann.



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