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Fundstück Herzstück

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Heute in der Früh ist etwas passiert, das man niemandem wünscht – und das man, wenn man meinen Blog vor zwei Tagen gelesen hat, fast schon als düstere Vorahnung verbuchen könnte.


Ich hatte über meine Geldbörse geschrieben. Mein Wallet. Dieses kleine, farbenfrohe Stück Handwerkskunst, das ich so sehr mag, dass ich es am liebsten zweimal kaufen würde – obwohl emotionaler Mehrwert...ja nicht bezahlbar ist, also habe ich keines gekauft.


Und heute? Heute war es weg.

Nicht „verlegt“. Nicht „irgendwo in der Jacke“. Nein, wirklich weg. So weg, dass ich es im ersten Moment fast schon gerochen habe. Und mit ihm natürlich alles: Kreditkarten, Führerschein, Zulassung, eine nicht unbeträchtliche Menge Bargeld, ein paar unverzichtbare Notizen… kurz: mein mobiles Leben in Leder.


Und ja, ich bin in Panik verfallen.

Aber – und das ist das eigentlich Verrückte – nicht wegen des Inhalts. Nicht wegen der Bürokratie, die mich erwartet hätte. Nicht wegen des Geldes.

Sondern ausschließlich wegen des emotionalen Werts dieser Börse. Und wer mich kennt, weiß: Manche Dinge legt man nicht einfach ab, die legt man ans Herz.


Natürlich habe ich gesucht. Jeder Ort, jede Tasche, jede Jacke, jeder Gedanke wurde durchgekämmt. Letzte Möglichkeit: Costa. Der Kaffeeladen am Morgen, bevor der Tag so richtig anfängt.


Ich gehe hinein – und dort liegt sie.

Auf dem Tisch.

Vor einer jungen Frau, keine 25. Laptop offen, Kopfhörer halb aufgeklappt, umgeben von Notizen, Kaffee und dem typischen Aura-Mix aus Deadline-Stress und akademischem Optimismus. Eine Studierende, die irgendetwas für die Uni geschrieben hat und offenbar früher als das Glück selbst dort war.


Ich weiß nicht, wie ich geschaut habe, aber ich weiß, wie es sich angefühlt hat: ein bisschen wie Weihnachten, Ostern und das erste Mal Sommerferien – alles in einem Gesichtsausdruck.


Ich wollte ihr natürlich alles bezahlen. Alles, was sie bestellt hatte. Alles, was sie heute noch bestellen würde. Und am liebsten auch alle zukünftigen Kaffees, die ihr Masterarbeits-Leben noch brauchen wird, damit jede Zeile schön kof­feiniert fließt.


Sie hat strikt abgelehnt.

Ohne großes Theater.

Einfach so.

Sie sagte nur: „Ihre Freude ist mir mehr wert.“


Manchmal sieht man Menschen an, dass sie es im Leben weit bringen werden. Und dieses Mädchen – keine Ahnung, was sie studiert, keine Ahnung, wohin ihr Weg führt – aber sie wird ihren Weg machen. Ziemlich sicher sogar.


Und ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, aber ich glaube, ich bin wirklich tanzend aus dem Costa hinaus – tanzend! Und das mit meinem kaputten Fuß, der heute auf der Skala von 1–10 bestenfalls eine 5 hat.


Ich sag wie´s ist:

Freude hat manchmal einfach ihre eigene Choreografie. Und mein Fuß hat beschlossen, mitzutanzen.



 
 
 

1 Kommentar

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ZipZog
vor 4 Tagen
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Ich freu mich mit Dir. Es gibt so wundervolle Menschen

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