top of page

Karma Couture- Jacke Nummer 2

ree


ja und ich schreib wieder mal nicht drüber was ich so wollte... denn es sind ja noch Dinge offen... von gestern😀


Genauer gesagt war der gestrige Tag mehr als nur ein Drogeriebesuch.


Also. Ich hab da eine blaue Jacke 😂... also nicht die von gestern, sondern eher so ein Mittelding zwischen Jacke und Kurz-Mantel oder wie man das nennt. Also was, wo sich drunter von der Länge her auch ein Sakko verstecken kann. Und ich liebe dieses Ding. Hab ich schon ein paar Jahre, ist nona blau und hat so eine braune Innenjacke. Spielt in Wirklichkeit keine Rolle... aber eine Innentasche ist aufgerissen, die Schlaufe zum Aufhängen hat sich gelöst und es fehlt ein Knopf. Nicht mal ich geh mit so einer Jacke hinaus... meistens.


So. Und da ich weder eine Nähmaschine besitze noch so ein Ding von der Firma Singer bedienen könnte - oder nur im Beisein eines Freundes vom Roten Kreuz - war die einzige Lösung: ab in die Änderungsschneiderei.


Handy raus, was in der Gegend gesucht und auch gefunden. Klang indisch. War indisch.


Also rein.

Ein junger Mann mit Turban und Maßband um den Hals. Statt dass ich gleich zur Sache komme (kann ich beruflich 100 mal besser als bei Privatkäufen, sichtlich)... erzähle ich mal darüber, dass es meine Lieblingsjacke ist und man die mit Vorsicht behandeln muss…


Er schaut mich ernst an, nimmt die Jacke wie eine Reliquie und sagt:

„Keine Sorge, Sir. In Indien sagt man: Eine Jacke ist wie ein Freund. Hat sie Narben, hat sie Geschichten.“

Ich: „Ja… bei mir haben eher die Verkäuferinnen Geschichten, wenn ich irgendwo auftauche… Drogeriemarkt gestern… lassen wir das.“


Die Frau hinter mir – eine, die ganz eindeutig nur schnell eine Hose kürzen wollte – beginnt hörbar zu seufzen.


Er checkt weiter, murmelt irgendwas auf Punjabi (nehme ich an) vor sich hin und nickt, als hätte er gerade die Seelenenergie meiner Jacke gelesen.


Dann sagt er:

„Ich mache Ihnen Fullservice. Tasche nähen, Knopf, Schlaufe… und Reinigung müssen Sie auch machen. Jacke will sauber sein für neue Abenteuer.“

Ich: „Klingt gut. Was kostet der spirituelle Rundumservice?“

Er: „35 Euro, Sir.“

Ich: „Passt. Wann fertig?“

Er: „Nächsten Mittwoch.“

Ich: „Ach ja, und welchen Knopf nehmen wir oder alle wechseln?"

Er: "Ich werde mir das in Frieden ansehen, Sir"


Die Frau hinter mir stöhnt nochmal. Ich dreh mich um und sag:

„Ja… es tut mir leid… ich hab ein emotionales Verhältnis zu dieser Jacke und bin jetzt gerade auf einem spirituellen Weg“

Sie: "Könnte ich zwischenzeitlich eine Tasse Tee haben? Assam wäre fein."

Der Schneider lächelt und legt noch einen Satz drauf, der klingt, als wäre er direkt aus einem alten indischen Tempel gefallen:

„Geduld ist die Naht, die alles zusammenhält.“

Ich nicke, obwohl ich keine Ahnung habe, ob das jetzt für meine Jacke gilt… für mein Leben oder dem Drang der Dame nach einem indischen Heißgetränk.


Dann fällt mir ein:

„Bin ich überhaupt nächsten Mittwoch da? Egal… haben Sie vielleicht Express-Service? So… indisch schnell?“

Er schüttelt weise den Kopf: „Schildkröten können mehr über die Straßen erzählen als Hasen., Sir and Madame.

Gut. Hat gesessen, nehme ich an. Wenn ich es richtig interpretiere...🤪

Ich zahl.

Geh raus.

Und die Frau hinter mir sagt halblaut, aber deutlich genug:

„Jetzt wird sicher meine Hose gesegnet“

Ich sag wie´s ist:

Erst Drogeriemarkt, dann Änderungsschneiderei… irgendwas zieh ich an. Und nein – ich meine jetzt nicht die Jacke.

 
 
 

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page