Mit Karten hab ich´s nicht so...
- Christoph

- 7. Dez.
- 3 Min. Lesezeit

So viel heute passiert aber ich schreib noch was von gestern oder war es vorgestern?😉
Ich hab’s wirklich mit allen möglichen Karten. Bankkarten, Zimmerkarten, Bonuskarten – aber am schlimmsten sind Parkkarten. Diese kleinen Plastikrechtecke sind wie russisches Roulette im Alltag: Man weiß nie, wo sie landen, ob sie auftauchen, oder ob ich sie irgendwann tränenreich beim Parkautomaten nachlösen muss.
Gestern also Einkaufszentrum. Ich denke noch: Sehr gut, nicht eine dieser modernen Garagen mit Kennzeichenerkennung – wo man dann sein eigenes Kennzeichen nicht weiß. (Seit dem letzten Mal hab ich’s zur Sicherheit als Foto im Handy, so weit ist es schon.)
Ticket rein, Ticket raus, rechte vordere Hosentasche. Perfekt, sag ich mir. Das schaffst du heute. Letzter Stopp: Supermarkt.
Vor mir an der Kassa ein Mann, der bezahlt und dann sagt:
„Ach ja, könnten Sie bitte noch meine Parkkarte entwerten?“
Die Kassierin: „Natürlich!“
Sie piepst das Ticket – und gibt ihm zwei Karten zurück.
Ich denke: Aha! Also das machen wir jetzt auch. Nicht dass ich wieder 10 Euro zahle, weil irgendein Automat glaubt, ich hätte in der Garage übernachtet.
Ich bin dran.
Und – Trommelwirbel – das Ticket ist tatsächlich dort, wo es sein sollte: rechte vordere Hosentasche. Ich bezahle, sage ganz souverän:
„Ich bräuchte auch die Entwertung.“
Und bumm – ich bekomme ebenfalls zwei Tickets.
Eines von der Einfahrt.
Eines vom Supermarkt.
Mein Kopf startet sofort Power-Overthinking:
Wie funktioniert das dann bei der Schranke?
Beide hintereinander einstecken?
Warten bis das erste rauskommt?
Kurz schütteln?
Oder gleichzeitig? (könnte schwierig werden)
Ich frage die Kassierin.
Sie zuckt die Schultern:
„Ich komm mit der Straßenbahn ins Geschäft, keine Ahnung.“
Die ältere Dame hinter mir – sicher über 85 und trotzdem die Ungeduld einer 22-Jährigen beim Black-Friday-Shopping – mischt sich ein:
„Also DAS kann ja wohl nicht so schwer sein!“
Ich: „Na dann bin ich beruhigt.“
Ich nehme also die zwei Tickets, verabschiede mich:
„Falls es nicht klappt – ich bin wieder da.“
Kassierin: „Aber nicht bei mir. Ich hab ja die Öffis.“
Die ältere Dame kommentiert trocken:
„Samas dann!“
Parkgarage. Es wird ernst.
Ich suche einen Bezahlautomaten.
Nichts.
Auf dieser Etage gibt’s keinen.
Natürlich nicht, warum auch?
Ich geh zum Auto und denk mir: Bei der Ausfahrt steht sicher einer – so wie in der Uni-Garage.
Bei der Schranke: Kein sichtbarer Automat.
Nur ein kleines Fenster mit einem Knopf.
Und dahinter: die Stimme des Mannes, der gefühlt in dieser Parkgarage lebt.
Der heilige Hüter aller Tickets.
Ich steige aus dem Auto – wie immer in solchen Situationen – und gehe zum Fenster.
Drücke auf den Knopf.
Es knackt.
Er: „Parkticket bitte einwerfen.“
Ich schiebe das erste Ticket hinein.
Er schaut rein, sagt nichts.
Ich schiebe das zweite Ticket in seine Richtung.
Er: „Ah… ein Doppelfall.“
Ich: „Ja, das… äh… passiert mir öfter.“
Er: „Bei zwei Tickets kann’s tricky werden. Wissen Sie, das zweite Ticket – das hat seine Tücken. Letzte Woche hat einer drei Minuten lang versucht, es verkehrt herum reinzuschieben. Davor hat einer es durch den Münzschlitz gedrückt. Und einmal… hat einer versucht, es zu falten.“
Ich: „Sie machen mir Mut.“
Er nimmt beide Tickets, tippt irgendwas in sein System, murmelt etwas, das wie eine Mischung aus Mathematik und Seufzen klingt – und dann: Pling.
„Sie sind frei.“
In genau diesem Moment fährt das Auto hinter mir näher.
Ich dreh mich um.
Es ist – NATÜRLICH – die ältere Dame aus dem Supermarkt.
Sie kurbelt das Fenster herunter (ja, kurbelt!) und ruft:
„Hob i g’sagt! Ned so schwer!“
Ich: „Danke für die moralische Unterstützung.“ Sie: „Foa weida! I hob ka Zeit!“
Ich steige ein, Schranke geht hoch, ich rolle raus – und seh sie im Rückspiegel, wie sie ihre eigene Parkkarte sucht.
Ich sag wie’s ist:
Parkkarten und ich – das ist nicht kompliziert. Das ist fortgeschrittenes Chaosmanagement.



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